MULTINATIONALE GERICHTE: IN UNGARN DAHEIM, IN DER WELT ZUHAUSE!

Dienstag, 6. Dezember 2011

Hereinspaziert in "Mein Café"

Ein ganz gewöhnlicher Herbsttag in Kempen. Finstere, dunkle Regenwolken hängen am niederrheinischen Himmel und langsam schleicht sich Nebel durch die Straßen. Der weiße Schleier überflutet nicht nur die hübschen, historischen Gassen, sondern kriecht auch unter die Mäntel, Jacken, unter die Haut und in die Knochen. Es macht die Menschen ein wenig nachdenklicher, nur wenige schauen nach oben, die meisten folgen einfach ihrem Weg. Fast wie im Trance folgt ein Fuß gehorsam auf den anderen, die Blicke auf der Straße festgenagelt, als würden die Menschen nach etwas verlorenem suchen...
An der Ellenstraße pfeift böiger Wind um die Ecke, und die ersten Regentropfen perlen tanzend auf meiner Nase ab, als ich vor der Tür von "Mein Café" ankomme.


In dem hübschen kleinen Laden ist noch nicht so viel los, an diesem traurigen Herbsttag. Nur zwei alte Freundinnen sitzen direkt neben der Tür auf einem gemütlichen Sofa. Sie sind so sehr in ihren Frauentratsch vertieft, dass sie mich kaum bemerken.


Der Laden ist zwar klein, aber sehr hübsch eingerichtet, und hat etwas sehr angenehm rustikales. Jeder spürt sofort, dass dieses Café kein gewöhnlicher Ort ist, sondern etwas ganz besonderes. Man fühlt sich ein wenig in die alten, historischen Zeiten der "Thomasstadt Kempen" versetzt.
Hinter der Theke empfängt mich eine junge blonde Frau mit lächelnden Augen. Sie kommt mir bekannt vor, aber mir fällt nicht sofort ein, woher ich sie kenne. Ich könnte mir hier unten einen Platz suchen, aber entscheide mich über die schmale Treppe in die 1. Etage zu gehen. Auf meinem Weg zur Treppe, hält mich ein älterer Herr kurz auf, der bis eben noch ganz entspannt unter der Treppe im Lesesessel saß, und sagt:

"Den Zwiebelkuchen sollten Sie unbedingt probieren! Es ist der beste in der Stadt!" 

Ich bedanke mich mit einem breiten Lächeln für diesen heißen Tipp.




Oben angekommen, setze ich mich kaum in eine der gemütlichen Ecken, kommt schon die nette blonde Dame sicheren, festen Schrittes auf mich zu.

"Es ist noch eine letzte Tasse Gulasschuppe übrig. Hausgemacht! Meine Mutter hat sie heute Morgen gekocht, mit viel Zeit und noch viel mehr Liebe!"  

.... sagt sie mit einem Augenzwinkern. Ich nehme die Empfehlung des Hauses an diesem kalten, frostigen Tag sehr gerne an. Während ich auf die heiß ersehnte Suppe warte, habe ich genügend Zeit mich in Ruhe umzuschauen. Hier oben, genau wie im Erdgeschoß, ist dieses Café mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Jeder Blick entdeckt neue Kleinigkeiten, hinter mir in der Fensterecke lehnt sich eine alte Kaffemühle an die Wand, mehrere Kaffekannen stehen auf den alten, dunklen Holzbalken.  Die Wände widerum, sind teilweise mit Gugelhupfformen geschmückt. Mit einem Blick aus dem Fenster, sieht man: Draußen auf der anderen Straßenseite bringt ein Ginkgo Baum mit seinen leuchtend orangegelben Blättern ein wenig Farbe in den trostlosen Herbstalltag. Vor mir liegt die kleine, überschaubare Speisekarte. Man entdeckt hier meistens deutsche (z.B. Kuchen) und ungarische (z.B. Gulaschsuppe) Klassiker. Aber auch französische  Herbstklassiker, wie z.B. den allseits beliebten Zwiebelkuchen. Dazu hat man eine große Auswahl aus Kaffee, Cappuccino, oder für Teefreunde auch stärkende und aromatisierte Früchtetees, die erschöpften Menschen Wärme spenden.
Alles wird natürlich frisch zubereitet, keine Fertigbackmischungen aus der Fabrik, keine Chemie!! Mit viel Liebe haucht man hier traditionellen Gerichten neues Leben ein. Im Sommer werden feinste Kuchen angeboten mit Früchten der Saison und aus der hiesigen Region.Manche mit leuchtend roten Beerenfrüchten, goldgelben Pfirsischen, im Winter mit knackigen Äpfeln, süßen Birnen und Pflaumen. Einer nach dem anderen bietet sich verführerisch an. Und wer ein wenig empfänglich ist für solch köstliche Verführungen, sollte den Kampf am besten sofort aufgeben, es ist eh hoffnungslos! 





Die dampfend heiße Tasse Suppe kommt ziemlich schnell. Sie hat eine rotbraune, kräftige Herbstfarbe, die auf den ersten Blick schon mal viel Schärfe verspricht, und auch halten wird, wie die gute Frau mir bestätigt. Diese nahrhafte, schmackhafte Suppe ist ganz genau so, wie ich es mir erhofft habe. Aromatisch, sämig und deftig, mit einer Konsistenz zwischen Suppe und Eintopf. (Exakt wie sie sein soll!) Das Rindfleisch ist saftig und durch stundenlanges Schmoren so zart, dass es auf der Zunge zergeht! Was die Schärfe betrifft, genau richtig sowohl für Chili-Liebhaber, als auch für Chili-Skeptiker, ein perfektes, gelungenes Meisterwerk auf dieser schmalen Grenze. Eine Mahlzeit die jeden an Kindheit und Zuhause erinnert. Ein wahrer Seelentröster, Futter für die Herbstseele. Etwas, dass binnen Sekunden jeden traurigen Gedanken und jedes erste, kleine Anzeichen von aufkommender Erkältung und Husten vertreibt. Mit der dazugehörigen großen Scheibe knusprigen Toasts, eine komplette Mahlzeit.

Die beste Gulaschsuppe weit und breit!!!!

Nichts übrig gelassen!!

Weil ich nach meinem langem Herbstspaziergang immer noch einen Bärenhunger habe, folge ich dem Rat des freundlichen älteren Herrn und bestelle auch noch ein Stück Zwiebelkuchen. Selbstverständlich ebenfalls hausgemacht! Und ich muss sagen, ich habe es kein bisschen bereut! Es schmeckt einfach fantastisch, kein Vergleich mit einem industriellen Fertigprodukt! Man kann sagen, was man möchte, die Klassiker (natürlich nur, wenn sie wie HIER perfekt gemacht sind) schmecken einfach am besten!! Ein idealer, herzhafter Snack sowohl für einen Brunch, ein Mittagessen, als auch für ein Abendessen.



Meine Neugier läßt mir keine Ruhe, so frage ich die Kellnerin, als sie die sauber verputzten Teller abholt:

"Sie kommen mir so bekannt vor, kann es sein, dass ich Sie von irgendwo her kenne??"
"Schon möglich, ich habe früher bei.............. an der Kasse gearbeitet. Irgendwann stand aber in der Zeitung eine klitzekleine Anzeige. So kam es, dass ich dieses Café übernommen habe. Es ist zwar viel Arbeit, und man wird nicht reich damit, aber es macht sehr viel Spaß, und ich bin ja auch nicht alleine. Meine Mutter und meine Geschwister greifen mir ab und zu unter die Arme, wenn es mal zu viel wird. Ich habe ja auch noch zwei Kinder, und ohne die Hilfe meiner Familie würde ich es nicht schaffen...... 

Und?, noch Platz für ein kleines Stückchen Kuchen??"

Die unwiderstehlich, hübsch dekorierten, süßen Sünden, die einen an der Theke anlächeln, sind mir schon bei meiner Ankunft direkt aufgefallen ...und obwohl ich eigentlich ablehnen will, muß ich nach der Suppe und dem Zwiebelkuchen einfach noch eine der hausgemachten Kuchenspezialitäten probieren. Ich überlasse die Quahl der Wahl der netten Frau, und so bekomme ich ein Stück feinsten Apfelstreusel mit einer saftigen, weichen Apfelfüllung und einer herrlichen Krümelkruste obendrauf. Egal ob groß oder klein, dieser Kuchen ist die ideale Krönung eines wunderbaren Essens. Mahlzeit!

Außen knusprig, innen saftig, einfach unwiderstehlich!!! :-)

Ich bedanke mich sehr herzlich für die nette Gastfreundschaft, die kulinarische Verköstigung und dieses spezielle Gefühl, in "meinem Café" gewesen zu sein, und breche wieder auf. Mir geht noch durch den Kopf, warum es eigentlich nicht mehr von diesen Lokalen gibt, die nicht nur den Leib sondern auch die Seele nähren und wärmen, eben wo "GASTronomie", so wie hier noch wörtlich genommen wird.
Wenn Sie das nächste Mal keine Lust auf das zuhause Kochen haben, oder zufällig in der Nähe sind und ihr Magen knurrt, dann kehren Sie auf einen heißen Früchtetee, oder ein Stückchen Zwiebelkuchen ein. Nehmen Sie Platz im Sessel unter der Treppe und lassen Sie für eine halbe Stunde die hektische, stressende Welt vor der Tür. Hier findet man alles, was man braucht:
Hausmanskost vom Feinsten, familiäres Ambiente und einige nette Worte, die einen wärmen wie ein tanzendes Kaminfeuer an einem kalten Winterabend.
Was will man mehr??!!

6 Kommentare:

  1. Da würde ich gerne mal vorbei kommen, sieht so richtig gemütlich aus ;o)), wer weiß, vielleicht ergibt es sich mal!!!

    Liebe Grüße,
    Irène

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  2. Liebe Irene!

    Bei dem schönem Wetter lohnt sich ein Ausflug mit dem Fahrrad auf jeden Fall! Und falls Du Glück hast, dann kriegst Du auch noch draußen ein freies Plätzchen!

    So oder so, ich wünsche Dir eine schöne Zeit da und lass es Dir schmecken, was das Haus jetzt leckeres anzubieten hat!

    Liebe Grüße:Krisz! :-)

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  3. Oh, so einfach ist es nicht, ich wohne etwa 500 Km von Dir entfernt ;o((, aber wer weiß?? Eins ist sicher, wenn ich mal in die Nähe komme, dann komme ich 100% vorbei ;o((

    Ganz liebe Grüße,
    Irène

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  4. Das ist wirklich nicht so einfach... Vielleicht aber i.wann. Nicht nur "Mein Café", sondern unsere wunderschöne Stadt, Kempen am Niederrhein ist absolut sehenswert!
    Bis dahin genieß das schöne Wochenende! Ganz liebe Grüße: Krisz! :-)

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  5. ein riesen Danke an diesen tollen Beitrag!!! Sehr Sehr schön !!!

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  6. Ich danke EUCH für das Kompliment, freut mich, dass es gefällt! Liebe Grüße, Krisz! :-)

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